Menschen von außerhalb stellen manchmal die Frage, ob so „nahes Beieinanderliegen im unterschiedlichen Glauben“ nicht „reibt“. Ob man sich gegenseitig nicht „in die Quere“ kommt. Ob die gegenseitige Toleranz ausreicht, um ohne größere Konflikte miteinander umzugehen. Den Tackenbergern selbst stellt sich diese Frage so nicht mehr. Denn sie sehen, dass es klappt. Aber auch auf dem Tackenberg gilt der Ruhrgebietsspruch: “Von nix kommt nix“. Will heißen: Von allein tut sich gar nichts.
Man muss schon aktiv sein. Aufeinander zugehen, miteinander reden. Gemeinsames herausarbeiten um scheinbar Trennendes zu überwinden.
Genau das haben die Verantwortlichen der APO und der Moschee schon frühzeitig erkannt. Und beide haben beharrlich daran gearbeitet, eine kulturell eigenständige, aber vom Gedanken des vertrauensvollen Zusammenlebens geprägte Beziehung zu schmieden.
Das Wichtigste daran ist, sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Sich Stück für Stück besser kennenzulernen. Kontakte auf allen Ebenen zu knüpfen. Offene Worte und ein offenes Ohr zu haben. Miteinander zu reden. Aber auch zusammen zu feiern.
Im Dezember besuchten die „Apo-Männertreff-Männer“die Mevlana Moschee, um sich einen eigenen Eindruck vom Inneren des neuen Gotteshauses zu verschaffen. Die Gastgeber (unter Ihnen der Vorsitzende und der Geschäftsführer des Migrationsrates Herr Giraz und Herr Telli) führten gemeinsam mit dem Hodscha der Gemeinde durch die Entstehungsgeschichte und die Räumlichkeiten der Moschee. Was dieses eindrucksvolle Gebäude von außen schon erahnen lässt, findet tatsächlich im Inneren seine Fortsetzung: Nicht Überschwang, sondern stilsichere Eleganz. Keine architektonischen Spielereien, sondern gestalterische Klarheit. Die in Wandkacheln gebrannten Koransuren, der mit Teppichen ausgelegte Boden. Die verschiedenartig gestalteten Gebetsbereiche. All diese Elemente verleihen dem Innenraum seine besondere Prägung.
Trotz aller Unterschiede in den Grundlagen und der Ausgestaltung christlichen und muslimischen Glaubens: Der Würde dieses Raumes konnte ich mich nicht entziehen. „Wie wird zum Gebet gerufen? Wie viele Menschen kommen zum Gebet? Wie groß ist die Gemeinde? Wie hoch war der finanzielle Aufwand für den Neubau? Wie wurde das Geld aufgebracht? Ist die Moschee streng nach Mekka ausgerichtet?“ Geduldig wurden viele Fragen beantwortet und in diesem Zusammenhang über die Grundlagen des Glaubens und des Korans informiert. „Fragen Sie offen. Sie brauchen kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wir sind ja unter uns.“
Diese Aussage war wieder so ein Zeugnis davon. Nur keine falsche Scheu. Lasst uns offen miteinander umgehen. Nur offene Worte schaffen offene Herzen. Und dann kamen auch solche Fragen: “Darf ein Hodscha heiraten? Darf ein Muslim mehrere Frauen haben?” Die Frage, ob in einer Moschee gelacht und auch „geflachst“ werden darf, erübrigte sich in Anbetracht der in dieser Situation ausbrechenden Heiterkeit.
Die dann angestellten, nicht ganz ernsthaften „philosophischen Betrachtungen“ über die Beziehung zwischen Mann und Frau zeigten eines ganz deutlich: Nicht nur in der Apo ist der spontane Witz zu Hause. Tackenberger unter sich gehen auch in einer Moschee locker miteinander um. Die nächsten Einladungen sind schon ausgesprochen. (C.H.)