Gebet am Mittwoch

Du Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes. 

In den letzten Wochen sind wir alle an unsere Grenzen gestoßen – unser Mut zerbrach, die Zuversicht ließ in uns nach, und wir sind uns unserer eigenen Begrenztheit bewusst geworden. 

Wie ernüchternd war das dann. Denn jedes Mal ist dabei ja ein Traum in uns zerplatzt. Auch der Traum, wir hätten unser Leben selber im Griff.  

Gott, in solchen Grenzsituationen wird uns manches ganz neu bewusst: Wir sind nicht die Herren unseres Lebens! Wir können es nicht selber vervollkommnen! Wir brauchen Hilfe, die wir uns nicht selber geben können, Sinn, den wir nicht aus uns selber produzieren können!  

Gott, wir brauchen dich! 

Vielleicht haben wir die Frage nach dir viel zu lange schon vor uns hergeschoben, und Corona weckt sie gerade ganz neu in uns auf? Vielleicht spüren wir, dass wir immer schon mehr gesucht haben als nur uns selber? Nämlich dich – dem wir klagen und danken können. Dem wir sagen dürfen, was uns belastet, vor dem wir unsere Grenzen ausbreiten dürfen, weil seine Liebe grenzenlos ist, und der vergibt, wenn die Stimmen in uns nicht zur Ruhe kommen.  

Deshalb bitten wir dich, Gott, dass dieses Widerfahrnis Corona die Sehnsucht nach dir in uns aufbricht. Wir bitten dich, dass es uns an den Punkt führt, an dem du uns ganz neu begegnest. 

Dann würde die Grenze, an die wir geführt worden sind, ein Schritt in die Freiheit sein, die du versprochen hast. Die Freiheit, nicht auf uns allein angewiesen sein zu müssen, sondern uns von dir finden zu lassen. Wie schön wäre das, Gott. Gerade jetzt.
Amen.  

Pfr. Ralf Kasper