Du Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,
heuten wenden wir uns an dich mitten in der Karwoche.
Wir denken daran, dass du am Kreuz deines Sohnes Jesus selber Leiden auf dich genommen hast. Gott, dir ist Leid nicht fremd. Das tröstet uns, gerade jetzt, wo so viel Leid über deine Menschheit eingebrochen ist.
Gott, du kannst leiden. Du bist kein Gott, der unberührt und apathisch über den Dingen thront, den es kalt lässt, wenn wir Schweres durchmachen. Du bist nicht gefühlskalt, sondern leidest mit bei allem, was uns zu schaffen macht. Du fühlst mit, und es zerreißt dir das Herz, wenn du an die Not deiner Menschen denkst. Wenn jetzt viele ganz unten sind, bist du nicht hoch oben, dem allen entzogen, sondern direkt neben uns. Gott, du kannst leiden. Dafür danken wir dir.
Gott, du kannst uns leiden. Du magst uns nicht nur, wenn wir uns als liebenswert erweisen, und erkennst uns nicht erst dann an, wenn wir alles richtig gemacht haben. Du kannst uns immer schon leiden, auch wenn wir dich enttäuschen, dir Schmerzen zufügen und uns von dir abgewandt haben. Dann kannst du uns immer noch leiden. Du liebst uns brutto, mit allem unseren Versagen, unserer Verbitterung und unserem Eigensinn. Das Kreuz macht uns das unmissverständlich deutlich. Dafür danken wir dir.
Gott, du kannst auch für uns leiden. Stellvertretend zu unseren Gunsten und an unserer Stelle nimmst du das Leiden auf dich. Am Kreuz finden wir Vergebung für all unsere Schuld, Erlösung von dem, was an uns haftet und Heilung für die Verletzungen, die wir erlitten haben. Denn du hast ja den Preis bezahlt, den die Schuld fordert. Du hast die Haftung übernommen, die wir nicht begleichen können. Du hast das Lösegeld gegeben, das uns Freiheit schenkt. Deine Gnade gilt uns, weil du bereit warst, für uns zu leiden. Dafür danken wir dir.
Danke, dass du ein leidenschaftlich liebender Gott bist. Danke, dass wir als leidende Menschen jetzt und jeden Tag aufs Neue zu deinem Kreuz kommen dürfen. Gott, wir befehlen dir deine leidende Welt an. Amen
Pfr. R. Kasper (unter Verwendung des Wortspiels „Gott kann (für [mich]) leiden!“, wie ich es bei Michael Herbst entdeckt habe).
Amen