Du Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, in diesen Tagen überrollen uns die Ereignisse:
Zustände, die wir niemals für möglich gehalten hätten, gehören plötzlich zu unserem Alltag dazu. Ängste, die immer so fern schienen, haben uns auf einmal gepackt und lassen uns besorgt sein. Was wir gerade eben noch gehört oder gelesen haben, gilt in wenigen Augenblicken schon nichts mehr und erweist sich dann schon als überholt.
Gott, unser Leben ist so unsicher geworden. Wir hätten niemals gedacht, dass das möglich ist. Dabei brauchen wir gerade jetzt nichts so sehr wie Sicherheit. Dinge, auf die wir uns verlassen können. Worte, denen wir vertrauen können. Zustände, die gelten und nicht gleich wieder von der nächsten Schreckensnachricht überrollt werden.
Danke, lieber Vater, dass wir dich in der Vergangenheit oft schon als unseren Helfer, unseren Tröster, als sicheren Zufluchtsort in den Stürmen unseres Lebens erfahren durften. Danke, dass du da warst, als wir zu dir riefen, erfahrbar wurdest, als wir deine Nähe suchten und uns gestärkt hast, als wir uns dir anvertrauten.
Gott wir sehnen uns nach diesen Erfahrungen mit dir gerade jetzt. In diesem gänzlich Neuen, das da auf uns zukommt. In dem, was keiner von uns kennt, weil es so noch nie dagewesen ist, und von dem niemand sagen kann, was das für uns alle noch bedeuten wird.
In all dem, was uns jetzt so ungewiss sein lässt, brauchen wir deine Gewissheit. Dass du der Herr bist auch in dieser weltweiten Krise. Dass sich dein Wort gerade jetzt als kraftvoll erweist, während manch anderes keinen Bestand mehr hat. Dass du am Kreuz die Schuld gesühnt und an Ostern den Tod besiegt hast und du deshalb auch jetzt noch unser Trost im Leben und im Sterben bist.
Gott, wir bitten dich, dass dein Evangelium jetzt in unserem Leben die Kraft entfaltet, die du in es hineingelegt hast. Wir bitten dich, dass es uns auch jetzt noch stärkt und wieder aufrichtet und tröstet, damit wir auch andere trösten können.
Gott wir danken dir für die Menschen, die in Regierung und öffentlichen Ämtern Verantwortung tragen und Entscheidungen fällen. Steh ihnen bei. Wir danken dir für die, die Kranke pflegen, für die Alten da sind, Ängstlichen beistehen und Sterbende nicht allein lassen. Gib ihnen dafür die notwendige Kraft. Wir danken dir für alle, die ihre eigene Gesundheit riskieren, damit das öffentliche Leben aufrechterhalten werden kann und Alltag noch funktioniert. Beschütze du sie.
Wir bitten dich aber auch für die Uneinsichtigen, die, noch immer nichts kapiert haben und meinen, an ihren Gewohnheiten nichts ändern zu müssen. Schenk du ihnen Verstand und Einsicht, hol sie heraus aus den Fesseln ihres Egoismus und zeig ihnen, worauf es jetzt ankommt.
Jesus, wir befehlen uns, unsere Familien und Gemeinden, unsere Stadt und unser Land und deine ganze Welt deinem Schutz und Frieden an. Amen.
Ralf Kasper, Pfarrer der Apo